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Krankheitsbilder

Ein Lexikon ersetzt keineswegs eine fachliche Diagnose bzw. Behandlung. Dennoch kann es sein, dass Sie sich zumindest in einem ersten Schritt orientieren wollen, wenn von psychischer Erkrankung die Rede ist. Die Zahl der möglichen Diagnosen ist sehr umfangreich. Daher sind hier nur einige der am häufigsten auftretenden Störungen aufgelistet.

Abhängigkeitserkrankung

Abhängigkeit wird verstanden als das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Die Substanzen oder Verhaltensweisen werden konsumiert bzw. beibehalten, obwohl negative Konsequenzen für die betroffenene Person und für andere damit verbunden sind. Sowohl der Konsum von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Tabak, Medikamente, Heroin, Cannabis, Ecstasy u. a. als auch Verhaltensweisen wie Glücksspiel, Essen, Arbeiten, Fernsehen etc. können zwanghafte Züge annehmen, die Suchtcharakter haben.

Die Übergänge von Genuss, Konsum, Missbrauch, Gewöhnung und Abhängigkeit sind fließend, bauen aber nicht zwingend aufeinander auf. Wir verstehen Abhängigkeitserkrankungen als ein multifaktorielles Geschehen, dem psychologische, soziale, aber auch biologischgenetische Ursachen zugrunde liegen. Es ist Ausdruck eines gestörten psychischen Gleichgewichtes und einer nicht mehr gelingenden Lebensbewältigung.

Affektive Erkrankungen

Bei den affektiven Erkrankungen bzw. Störungen bestehen die Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung entweder als Depression - mit oder ohne begleitende Angst - oder als gehobene Stimmung (Manie und Hypomanie). Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten anderen Symptome beruhen hierauf oder sind im Zusammenhang mit dem Stimmungs- und Aktivitätswechsel leicht zu verstehen. Affektive Erkrankungen neigen zu Rückfällen, d. h. zu einem Wiederauftreten nach längerer Zeit der Beschwerdefreiheit. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft mit belastenden Ereignissen, allgemein gesprochen Stress, in Zusammenhang zu bringen. Neben den episodenhaft verlaufenden Störungen gibt es auch anhaltende affektive Störungen.

Angststörungen

Angststörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass Angst und Angstreaktionen (Umgang mit der Angst) unverhältnismäßig sind und ein normales Leben kaum mehr möglich machen. Zu den häufigsten Angststörungen zählen:

  • Generalisierte Angststörung: Diffuse Lebensangst mit allgemeiner Besorgnis und Furcht - ähnelt häufig einer Depression
  • Panikstörung: Plötzliche, unvorhersehbare Angstattacken mit plötzlichem Herzrasen und anderen körperlichen Symptomen
  • Spezifische Phobie: Übermäßige Angst vor bestimmten Tieren (Spinnen, Schlangen), Dingen (Blut) oder Situationen (Flug)
  • Soziale Phobie: Übermäßige Angst vor öffentlichen Auftritten oder davor, sich zu blamieren
  • Agoraphobie: Übermäßige Angst vor großen Menschenmengen, großen Plätzen oder langen Reisen allein.

Delir

Unter einem Delir versteht man ein Krankheitsbild, bei dem neben einer Einschränkung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit noch verschiedene weitere Symptome vorliegen müssen:
Zum einen muss die Wahrnehmung gestört sein, was sich oft durch optische Halluzinationen äußert. Am bekanntesten sind die sprichwörtlichen weißen Mäuse, die man im Delirium sieht. Wesentlich öfter werden jedoch Schatten oder Ungeziefer, das durch die Ecken huscht, gesehen. Darüber hinaus sind auch Wahnideen, Gedächtnislücken und eine zeitliche Desorientierung möglich. Des Weiteren müssen psychomotorische Störungen bestehen – oft kann man beobachten, wie der Betroffene an seiner Bettdecke nestelt, sehr unruhig ist, nicht im Bett bleiben möchte oder wesentlich mehr oder weniger redet als sonst.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus gerät durcheinander. Ein Delirkranker kann nachts oft nicht schlafen, seine Delir-Symptome verschlechtern sich; tagsüber hingegen ist der Betroffene sehr schläfrig und wirkt benommen. Der Affekt ist beeinträchtigt: Angst, Weinerlichkeit, aber auch Euphorie und Aggressivität treten auf.

Ein Delir entwickelt sich oft innerhalb von Stunden: Erst wirkt der Betroffene ein bisschen verwirrt, nach kurzer Zeit zeigen sich mehrere der o.g. Symptome. Insgesamt tritt bei ca. 20% aller stationären Patienten ein Delir auf. Bei den über 65-jährigen Krankenhauspatienten entwickelt sogar fast die Hälfte einen deliranten Zustand.

Ursachen eines Delirs

Es gibt Patienten, die wesentlich anfälliger für einen deliranten Zustand sind als andere. Dabei ist sowohl hohes als auch sehr geringes Alter ein Risikofaktor für die Delirentwicklung. Daneben erhöhen auch eine vorbestehende Hirnschädigung, eine Alkoholabhängigkeit, eine Stoffwechselerkrankung wie beispielsweise Diabetes, Fieber, eine schwere körperliche Erkrankung wie eine Krebserkrankung und die Einnahme von mehreren unterschiedlichen Medikamenten das Risiko.

Demenz

Eine beginnende Demenz kann sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen:

  • Störungen des Gedächtnisses
  • Orientierungsstörung zur Person, zur Zeit und zum Ort
  • Störung des abstrakten Denkens, der Sprache und der Urteilsfähigkeit

Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es auch zu Veränderungen der Persönlichkeit der Patienten mit persönlichkeitsfremden Handlungen, Erregungszuständen bis hin zu einem Zustand, in dem der Patient nicht mehr alleine überlebensfähig ist und pflegebedürftig ist. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Demenz. Diese Krankheit macht sich häufig zuerst durch Störungen des Gedächtnisses bemerkbar, während die Erinnerung an weiter zurückliegende Geschehnisse, z.B. aus der Jugendzeit, zunächst unbeeinträchtigt bleibt. Im Verlauf von einigen Jahren kommt es dann zu einer deutlichen Verschlechterung aller Gedächtnisleistungen (die Patienten erkennen z.B. nahe Angehörige nicht mehr) und dann auch zu einer weitestgehenden Desorientiertheit (die Patienten wissen z.B. weder wo sie sind noch welches Jahr ist) und andere Verhaltensauffälligkeiten.

Depressionen

Depressionen können viele Ursachen haben und in ganz unterschiedlichen Formen in Erscheinung treten. Die Ursachen reichen von Stoffwechselstörungen, über Medikamente bis hin zu psychischen Traumata. Die Depression wird daher auch als die Krankheit mit vielen Gesichtern bezeichnet. Für Laien sind die Ursachen und Symptome oft nur schwer einzuschätzen und selbst für Ärzte ist eine genaue Klassifikation und Ursachenzuschreibung nicht immer einfach. Das liegt auch an der großen Vielfalt von Begrifflichkeiten, Definitionen und Klassifikationssystemen. Einigkeit besteht darin, dass Depressionen zu den häufigsten psychischen Störungen zählen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.

Persönlichkeitsstörung

Als Persönlichkeitsstörung bezeichnet man ein psychiatrisches Krankheitsbild, bei dem der Patient Charaktereigenschaften bzw. -ausprägungen hat, die in Intensität, Dauer und Inhalt deutlich von der Norm abweichen.

Die betroffenen Personen sind dadurch einerseits einem besonderem Leidensdruck unterworfen, andererseits leidet häufig auch die Umgebung unter den entsprechenden Krankheitssymptomen. Was heute als Persönlichkeitsstörung bezeichnet wird, nannte man früher Neurose, Hysterie oder Psychopathie. Diese Begriffe waren aber sowohl stigmatisierend als auch inhaltlich unklar und werden deswegen heutzutage nicht mehr gebraucht. Neue Studien haben gezeigt, dass ca. 10% aller Menschen die Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllen. Grundsätzlich haben Persönlichkeitsstörungen einen chronischen Verlauf und beginnen schon in der Kind- bzw. Jugendzeit.

Die Grenze zwischen einer "normalen" Persönlichkeit und einer Persönlichkeitsstörung ist natürlich fließend und deshalb Anlass für vielfältige Diskussionen. Es ist deswegen besonders wichtig, dass man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet.

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Posttraumatische Belastungsstörung entsteht als eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Charakteristisch für die PTBS ist das ungewollte Wiedererleben von Aspekten des Traumas. Menschen mit einer PTBS haben dieselben sensorischen Reaktionen (z. B. Bilder, Körperempfindungen) wie während des traumatischen Erlebnisses. Situationen oder Personen, die an das Trauma erinnern, werden von den Betroffenen als extrem belastend erlebt und rufen starke körperliche und gefühlsmäßige Reaktionen hervor. Die Betroffenen versuchen, diese Erinnerungen zu vermeiden, indem sie nicht darüber sprechen, Erinnerungen an das Erlebnis aus dem Kopf drängen und Personen und Orte sowie Reize meiden, die sie an das Trauma erinnern könnten.

Das emotionale Erleben von Personen mit PTBS ist häufig durch intensive Angst, Schuld, Scham, Traurigkeit, Ärger sowie emotionale Taubheit geprägt. Einige der Betroffenen fühlen sich wie entfremdet von anderen Menschen und geben Kontakte auf, die ihnen vorher wichtig waren.

Psychose

Psychose ist ein Oberbegriff und wird im Zusammenhang mit unterschiedlichen Störungsbildern und psychischen Zuständen verwendet, die durch einen fast völligen Realitätsverlust gekennzeichnet sind. So ist beispielsweise die Schizophrenie eine Psychose. Eine Psychose kann aber auch durch Drogen oder Verletzungen des Gehirns ausgelöst werden. Psychosen sind schwerwiegende Störungen, die kaum oder nur schlecht alleine und ohne Hilfe bewältigt werden können.

Psychosomatische Störung

Unter einer psychosomatischen Störung versteht man psychische Probleme wie chronischer Stress, berufliche Überforderung oder auch private Konflikte. Die sich in organischen Erkrankungen ausdrücken.

Heute leiden mindestens 25% der deutschen Erwachsenen einmal oder dauerhaft an psychischen oder psychisch mit bedingten Beschwerden. Hier sind z.B. Angstzustände, depressive Verstimmungen und psychosomatische Erkrankungen zu nennen. Die psychosomatischen Erkrankungen nehmen immer mehr zu. Die Erklärung ist in den häufigen Stressreizen unserer Zeit zu finden.

Der Begriff Psychosomatik ist abgeleitet vom griechischen, die Psyche (Seele) und Soma (Körper). Darunter versteht man die Lehre von den Zusammenhängen und der gegenseitigen Beeinflussung von Seele und Körper. Körper und Geist sind bei diesem Krankheitsbild sehr eng miteinander verbunden. Ein Merkmal eines psychosomatisch Erkrankten ist seine Unfähigkeit, die erlebten Gefühle hinreichend wahrzunehmen, zu beschreiben und auszudrücken. Durch Störungen ihrer Emotionalität können die betroffenen Personen überwiegend nur körperliche Missempfindungen äußern. In Gesprächen mit den Betroffenen sowie in Therapien wird deshalb nur die Somatik, also die körperlichen Beschwerden von den Betroffenen beschrieben. Der Patient findet weder durch seine Wahrnehmung, noch durch Gespräche oder eine Therapie Zugang zu seinen Emotionen und schildert vorrangig körperliche Symptome. Außerdem werden körpereigene Vorgänge und Reize weitaus intensiver wahrgenommen, als das bei einem gesunden Menschen der Fall ist. Typisch sind auch Panikattacken mit Herzrasen ohne jeglichen Grund. Der Arzt oder auch ein Vertrauter des Patienten können also nur helfen, wenn Sie dem Betroffenen aktiv zuhören. Sie müssen auf kleine sprachliche Details achten, umso eine Bedeutung herausfinden zu können, was hinter der körperlichen Erkrankung stecken kann. So erhält der Arzt allmählich Zugang zu dem Patienten. Die am häufigsten auftretenden Krankheiten sind die so genannten nervösen Störungen z.B.:

  • Nervöse Herz- oder Magenbeschwerden
  • Schlafstörungen
  • Schmerzsyndrome
  • aber auch allgemeines körperliches Unwohlsein, Müdigkeit sowie Zerschlagenheit

Schizophrenie

Die Schizophrenie zählt zu den Psychosen und tritt in unterschiedlichen Formen auf. Kennzeichnend für Schizophrenien sind typische (oft wahnhafte) Denkstörungen (Betroffener glaubt, dass er von der CIA auserwählt wurde, um die Welt zu retten). Die Betroffenen fühlen sich von außen beeinflusst, kontrolliert und ferngesteuert. Sie haben das Gefühl, dass ihnen Gedanken eingegeben oder entzogen werden. Oft hören sie kommentierende Stimmen, die in der dritten Person über den Betroffenen sprechen. Das Gefühlsleben ist oft verflacht. Schizophrenie wird von Laien oft mit einer Persönlichkeitsspaltung oder multiplen Persönlichkeit (zwei Ichs in einer Person) verwechselt - hat mit dieser aber nichts zu tun.

Sucht

Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff "Sucht" von 1957 - 1964. Danach wurde er durch "Missbrauch" und "Abhängigkeit" ersetzt. In wissenschaftlichen Arbeiten wird der Begriff "Sucht" daher nicht mehr verwendet, umgangssprachlich erfreut er sich aber weiterhin großer Beliebtheit

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